Falk Heinrichs besucht Hospiz

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Sprachen ganz offen über die Hospizarbeit, die damit verbundene Finanzierungsproblematik und emotionale Belastungsgrenzen von Mitarbeitern: SPD-Landtagsabgeordneter Falk Heinrichs und Burkhard Kölsch, Leiter des Ev. Hospizes Siegerland.

„Das Ev. Hospiz Siegerland ist absolut wichtig für unsere Region“, attestierte der SPD-Landtagsabgeordnete Falk Heinrichs während eines Besuchs im Ev. Hospiz Siegerland – einer Einrichtung der Diakonie in Südwestfalen. Im Gespräch mit Hospizleiter Burkhard Kölsch informierte sich Heinrichs über die Begleitung von unheilbar kranken Menschen, erlebte die besondere Atmosphäre der Einrichtung und lernte auch Probleme kennen, mit denen die Hospizarbeit konfrontiert ist. Ganz offen schilderte Heinrichs, wie er seinen ersten Hospizbesuch empfand: „Ich bin mit einem bedrückenden Gefühl gekommen und verlasse das Hospiz mit einem positiven Empfinden“, sagte er. Diesen Eindruck würden viele teilen, weiß Kölsch. „Die Menschen verbinden mit dem Hospiz, dass der Tod unmittelbar bevor steht.“ Diesen Gedanken könne man auch nicht schön reden. Dennoch ist das Hospiz kein Ort, an dem ausschließlich getrauert wird: „Entgegen der meisten Vermutungen ist eben auch Raum für Freude und Dankbarkeit – abhängig vom Zustand unserer Gäste.“ Oft sei es aber eine Gradwanderung und herausfordernd, die emotionalen Bedürfnisse der Betroffenen und ihrer Angehörigen aufzufangen. „Mitarbeiterwechsel erfolgen in den meisten Hospizen aufgrund der hohen emotionalen Beanspruchung“, bestätigte Kölsch. Um seelische Belastungen aufzufangen, sei ein intaktes Team, geprägt von gegenseitiger Rücksichtnahme und Fürsorge, bedeutsam. „Entscheidend ist auch das persönliche Umfeld unserer Mitarbeiter. Hier müssen sie abschalten können, beispielsweise indem sie ihren Hobbys nachgehen.“ Zur Sprache kamen in diesem Zusammenhang auch die Vergütung der Pflegekräfte und die finanzielle Situation des Hospizes. „Wir haben im Hospiz eigene Wege gefunden, unsere Mitarbeiter über die tarifliche Entlohnung hinaus zu motivieren“, schilderte Kölsch. Entscheidungsfreiheit, Mitsprache und flache hierarchische Strukturen seien wichtig, um sich mit der Arbeit identifizieren zu können und würden den gewünschten Erfolg zeigen: „Unsere Mitarbeiter sind dankbar, hier eine erfüllende Tätigkeit gefunden zu haben. Für sie ist die Arbeit mehr als ein Job.“ Im Hospiz seien es die kleinen, aber für den Einzelnen bedeutenden Dinge, die zu einem zufriedeneren Arbeiten führen. Ein Problem hingegen ist auch hier der hohe Dokumentationsaufwand. „Dokumentationspflichten müssen auf ein notwendiges Maß reduziert und vor allem Doppelstrukturen vermieden werden“, appellierte Kölsch. Insbesondere brauche man Zeit für die kranken, sterbenden Menschen und deren Angehörige. Wie sie sich im Hospiz begleitet und wahrgenommen fühlen müsse Schwerpunkt des Handelns sein. „Die Pflege-Dokumentation hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen, die Zeit für den Gast hingegen nahm ab“, brachte Kölsch das Thema auf den Punkt. „Für diese fatale, bundesweite Entwicklung muss dringend eine Lösung gefunden werden“, bestätigte Heinrichs und versprach, dieses Thema mit den Bundestagsabgeordneten zu besprechen. Ebenso sicherte der Landtagsabgeordnete zu, sich für eine Änderung des NRW-Finanzierungsmodells einzusetzen. Denn zurzeit müssen Hospize zehn Prozent der Kosten über Spenden finanzieren. „Das sind für unsere Einrichtung zwischen 80.000 und 100.000 Euro jährlich“, sagte Kölsch. Sachkosten und Tarife würden kontinuierlich steigen, der Pflegesatz hingegen sei von 2010 bis 2013 nicht erhöht worden. „Wie in Hessen sollte man sich auch in Nordrhein-Westfalen auf Kenngrößen einigen, um langfristig planen zu können“, forderte Kölsch und erhielt dafür die Zustimmung des Landtagsabgeordneten. „Wir haben nicht fünf vor zwölf, sondern bereits eine Minute vor zwölf und müssen handeln. Eine menschlich so wertvolle Aufgabe wie die Hospizarbeit muss vom Land angemessen finanziert werden“, bekundete Heinrichs.

Quelle: Diakonie

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