Schlaganfall mit 29 Jahren

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Fabian M. ist 29 Jahre alt, hat sein Masterstudium im Fach Systembiologie abgeschlossen und plant zu promovieren. Der erste Eindruck lässt vermuten, dass er ein ganz normaler gesunder junger Mann ist. Doch das täuscht: Denn Fabian M. hatte vor knapp anderthalb Jahren einen Schlaganfall – ausgelöst durch eine Gehirnblutung und nicht, wie bei vielen Patienten, durch einen Venenverschluss. Wenn er und seine Mutter von den vergangenen Jahren erzählen, wird klar, dass hinter der Familie eine anstrengende und bewegende Zeit liegt.

Alles begann im Dezember 2012 mit einem Taubheitsgefühl im rechten Arm, das der 29-Jährige nach dem Aufstehen feststellte. „Zuerst habe ich mir dabei nichts gedacht“, erzählt Fabian M. Im Laufe des Tages habe er aber auch im rechten Bein und der rechten Gesichtshälfte kein Gefühl mehr gehabt. „Es wurde von Stunde zu Stunde schlimmer. Zwar kam das Gefühl zurück, aber die Lähmungserscheinungen verstärkten sich“, erinnert er sich. Im Krankenhaus habe man einen eingeklemmten Nerv vermutet und den Rücken untersucht. Zu Hause verschlechterte sich der Zustand von Fabian M. jedoch weiter. Sein Hausarzt überwies ihn an einen Neurologen, der eine Computertomografie durchführte und Veränderungen im Kopf feststellte. „Aufgrund meiner gesundheitlichen Vorgeschichte vermutete der Arzt einen Tumor im Kopf.“ Denn bereits mit 17 Jahren erkrankte Fabian M. an Leukämie. Eine Magnetresonanztomografie in einem Krankenhaus zeigte schließlich die wirkliche Ursache für die Lähmungen: Erst eine Woche nach dem Schlaganfall steht fest, dass Fabian M. unter einer Gehirnblutung mit einem großen Blutgerinnsel im Kopf leidet. Der 29-Jährige wird zur Überwachung im Krankenhaus aufgenommen, aber nach wenigen Tagen wieder entlassen. „Das Blutgerinnsel bildet sich von alleine zurück“, erklärten die Ärzte Fabian M. Zu Hause verbesserte sich sein Zustand nicht. Im Gegenteil: „Ich konnte zeitweise nicht einmal mehr einen Löffel halten.“ Hinzu kam eine psychische Verwirrtheit. Fabian M. wurde wieder in der Klinik aufgenommen und überwacht. „Wir haben Angst gehabt, dass Fabian ein Pflegefall wird und darauf bestanden, eine Zweitmeinung einzuholen“, erzählt seine Mutter. Ende Dezember wurde Fabian M. deshalb in ein anderes Krankenhaus verlegt. „Hier erklärten uns die Ärzte erstmals, warum der Hirndruck stetig steigt und das eine Cortisonbehandlung nötig ist, um den Druck zu verringern“, berichten Mutter und Sohn. „Fabian konnte nach Tagen erstmals wieder sitzen.“ In einer Marburger Klinik erfolgten schließlich zwei Operationen, bei denen durch ein Loch in der Schädeldecke insgesamt 17 Milliliter Blut abgesaugt wurden. „Anschließend konnte ich Arm und Bein endlich bewegen.“ In einer Rehabilitationsklinik lernte Fabian M. wieder zu laufen und selbstständig zu essen. In der ersten Therapieeinheit habe er trainiert, ein Brötchen zu schneiden. „Ich habe noch nie so hart für ein Frühstück gekämpft“, weiß der junge Mann noch genau. „Aber ich wollte meinen Zustand unbedingt verbessern und habe viel geübt.“ Dieser Einsatz hat sich gelohnt: „Ich bin liegend in der Rehabilitationsklinik aufgenommen worden und habe sie selbstständig laufend verlassen“, erzählt Fabian M. lächelnd.

Heute geht es ihm den Umständen entsprechend gut. Er kann wieder laufen, essen, Auto fahren und auch das Schreiben fällt ihm immer leichter. Vor allem aber hat Fabian M. gelernt, mit dem Gedanken an eine Nachblutung zu leben. Siebenmal ist das bis heute passiert. Immer musste Fabian M. erneut trainieren, die gelähmten Körperregionen wieder zu bewegen. Seine positive Einstellung möchte er auch an andere betroffene, junge Menschen weitergeben. Mit Gabriele Hermann von der Selbsthilfekontaktstelle der Diakonie in Südwestfalen möchte Fabian M. eine Selbsthilfegruppe für junge Menschen mit einem Schlaganfall gründen. „Ich habe trotz meines Schlaganfalls noch Ziele und Pläne für die Zukunft“, sagt Fabian M. Gleichzeitig sehe er, dass viele Betroffene durch die Krankheit ihren Mut verlieren und ihr Zuhause aus Angst vor den Reaktionen der Gesellschaft nicht mehr verlassen würden. In der Selbsthilfegruppe könne man sich austauschen und gegenseitig stärken. „Auch junge Schlaganfallpatienten haben noch so viel vor sich. Man muss durchhalten und darf die Zuversicht nicht verlieren“, ist sich Fabian M. sicher.

Interessierte können sich bei Gabriele Hermann von der Selbsthilfekontaktstelle der Diakonie in Südwestfalen unter Tel. 0271/ 3336422 informieren.

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