Organersatzsysteme oder wenn Niere, Lunge, Herz und Kreislauf nicht mehr richtig funktionieren

Lage der Organe im menschlichen Körper. Foto: © nerthuz - Fotolia.com
Lage der Organe im menschlichen Körper. Foto: © nerthuz – Fotolia.com

Akut erkrankte Patienten kommen gelegentlich in Situationen, in den wegen der Erkrankung ein oder mehr Organe in ihrer Funktion eingeschränkt sind oder diese – temporär oder auf Dauer – komplett verlieren.

Dank der Entwicklungen der modernen Medizin lassen sich viele dieser Funktionen bis zur Stabilisierung überbrücken.

Unter einem Lungenversagen versteht man die unzureichende Möglichkeit, den in der Atemluft enthaltenen Sauerstoff über die Lunge in das Blut zu transportieren und dazu das im Körper entstandene Kohlendioxid, sozusagen dessen Abgase,  aus dem Blut in die Atemluft abzugeben. Je nach verursachender Erkrankung sind nur eine oder beide dieser Funktionen des „Gasaustauschs“ gestört.

Bei gestörter Sauerstoffaufnahme ist es oft ausreichend, mehr Sauerstoff in der Atemluft anzubieten. Unsere normale Umgebungsluft enthält 21 Prozent Sauerstoff, mittels einer Sauerstoffbrille oder –maske kann der Anteil auf bis zu 100 Prozent erhöht werden – solange der Betroffene selber noch ausreichend oft und tief Luft holen kann.

Sollte demgegenüber der Abtransport des Kohlendioxids gestört sein oder zusätzlich zur beeinträchtigten Sauerstoffaufnahme auftreten, ist es nötig, die Atmung zu unterstützen. Zunächst ist es möglich, die so genannten nicht-invasiven Beatmung mithilfe einer dicht über Mund und Nase sitzenden Maske oder auch einem den ganzen Kopf umfassendem Helm durchzuführen. In diesem geschlossenen Raum kann neben dem Sauerstoffanteil auch der Luftdruck im Verhältnis zur normalen Umgebung erhöht eingestellt werden.

Dadurch ist es möglich, einerseits mehr Sauerstoff durch die Lunge in das Blut zu pressen und andererseits durch an die Atmung angepasste Änderungen des Luftdrucks tiefere Atemzüge zu ermöglichen, wodurch mehr Kohlendioxid ausgeatmet werden kann.

Verschlechtert sich die Situation trotzdem oder treten weitere Organfehler auf, können solche Patienten in ein „künstliches Koma“ versetzt werden, ein Zustand, der im Wesentlichen einer Narkose im Rahmen einer Operation gleichkommt. Da die Betroffenen hier nicht mehr über Schutzreflexe wie Schluckreflex und Würgereflex verfügen, wird der Zugang zur Luftröhre mittels eines Beatmungsschlauchs, des Tubus, sicher gestellt. Dieser verhindert, dass Inhalte aus der Mundhöhle fälschlicherweise in die Luftröhre und damit letztlich in die Lunge gelangen können.

Im Vergleich zur oben genannten nicht-invasiven Beatmung können bei dieser „invasiven Beatmung“ nun der Luftdruck, die Atemhäufigkeit, die Atemzugtiefe und die Dauer von Ein- und Ausatmung isoliert so eingestellt werden, wie es die Erkrankung erfordert.

Eine solche Beatmung kann sowohl kurzfristig über Stunden bis Tage, als auch langfristig über Wochen und Monate erfolgen. Im letzteren Fall kann es notwendig sein, dass die Erkrankten einen Luftröhrenschnitt – Fachbegriff: Tracheostoma – erhalten, denn der Beatmungsschlauch in der Mundhöhle erschwert einerseits deutlich die Mundpflege und verhindert andererseits aufgrund des Fremdkörpergefühls im Mund und des damit verbundenen Würgereizes, dass die Patienten aus der Narkose erweckt werden können.

Ein weiteres häufiges Problem in der Intensivmedizin stellt das Nierenversagen dar. Eine kurzfristige Verschlechterung der Nierenfunktion kann der Körper in der Regel gut tolerieren – solange die Urinausscheidung funktioniert.  Bei Patienten mit vorgeschädigten Nieren – aufgrund von Vorerkrankungen oder auch der typischen altersbedingten Funktionseinschränkung – können diese ihre Funktion dann häufig nicht mehr erfüllen.

In einem solchen Fall besteht die Möglichkeit einer Blutwäsche, der Dialyse oder Hämodialyse. Hierzu wird ein Gefäßzugang, der Dialyse-Katheter, in ein großes Blutgefäß am Hals, unter dem Schlüsselbein oder in der Leiste gelegt und darüber die Dialysemaschine angeschlossen.

Die Blutwäsche kann nun regelmäßig, zum Beispiel jeden zweiten Tag für einige Stunden, oder auch kontinuierlich rund um die Uhr, zum Beispiel bei besonders stark Erkrankten, durchgeführt werden.

Neben der „Entgiftung“ des Blutes kann mit dieser Methode auch die Urinausscheidung übernommen werden und somit das Gleichgewicht zwischen zugeführter und ausgeschiedener Flüssigkeitsmenge gezielt eingestellt werden.

Bei den meisten Patienten auf Intensivstationen wird die Dialyse vorübergehend bis zum Wiedereinsetzen der eigenen Nierenfunktion eingesetzt. Für diejenigen, deren Nieren permanent ihre Funktion verloren haben, besteht die Möglichkeit einen Dialysekatheter unter der Haut einzusetzen und hierüber die Dialyse durchzuführen. Zusätzlich wird dann am Arm aus einer Schlagader und einer normalen Ader in einer kleinen Operation der sogenannte Dialyse-Shunt angelegt, über den nach Abheilen der Operationsnarbe die Blutwäsche erfolgen kann.

 
 
 
Autor/Quelle:
St. Marien-Krankenhaus Siegen, Kardiologie, überarbeitet durch doqtor
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