18 Frauen aus 7 Nationen geben Orientierung

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Elternbegleiterinnen unterstützen zugewanderte Eltern mit behinderten Kindern

„In meinem kasachischen Heimatdorf gab es zwei Kinder mit einer Behinderung“, erzählt Swetlana Hildebrandt. „Sie hatten keine Beschäftigung, konnten nicht in die Schule gehen.“ Um zugewanderten Eltern mit behinderten Kindern in Deutschland zu helfen, lässt sie sich in einem Modellprojekt der Diakonie Sozialdienste zu einer Elternbegleiterin qualifizieren. Dabeki heißt dieses von der Europäischen Union geförderte Projekt – die Abkürzung steht für „Drittstaatsangehörige Eltern mit behinderten Kindern“. Insgesamt 18 Frauen aus 7 Nationen nehmen an dem Kurs teil.

Swetlana Hildebrandt hat sich gemeinsam mit ihrer Freundin Magda Maryan dazu entschlossen. Wenn die beiden Frauen die Qualifizierung im September beendet haben, werden sie Familien zu Behörden begleiten, bei Arztterminen übersetzen und den Familien das deutsche Schulsystem näher bringen. „Wir möchten dazu beitragen, dass die Familien trotz sprachlicher Hürden die geeigneten Hilfen für ihre Kinder finden und vor allem die Angebote der Frühförderung wahrnehmen“, erklärt Bettina Klein, die das Modellprojekt leitet. Dabei sollen die Elternbegleiter nicht als Fahrservice oder Kinderbetreuung arbeiten, sondern eine Lotsenfunktion übernehmen. „Als ich nach Deutschland kam, konnte ich die Sprache nicht“, sagt Hildebrandt. „Ich habe Probleme mit meinem Gehör und musste damals am Ohr operiert werden.“ In dieser Situation hat sie selbst erlebt, wie kompliziert es ist, sich im Ärzte-Dschungel zurechtzufinden und wie schnell es zu Missverständnissen kommen kann. „Ich möchte jetzt denen helfen, die Hilfe brauchen.“ Auch Maryan berichtet von schwierigen Momenten. „Ich wollte einem kranken Jungen helfen, aber konnte es nicht.“ Sie hofft, dass sich dies durch das Projekt ändert.

Klein schildert, dass kulturelle Unterschiede auch im medizinischen Bereich problematisch sein können. Weil sie es aus ihren Heimatländern oft nicht gewohnt sind, trauen die Eltern sich nicht, fremde Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ähnliches erlebt sie in Bezug auf die Behörden. „Nach den bürokratischen Hürden mit der Aufenthaltserlaubnis ist der Begriff ‚Amt’ negativ besetzt.“ Deshalb müssen die Projektmitarbeiterinnen die Familien oft dazu ermutigen, die nötigen Anträge für ihr Kind zu stellen. „Die Angst, das Land verlassen zu müssen, wenn man staatliche Hilfe in Anspruch nehmen muss, ist groß.“
Die Elternbegleiterinnen möchten in solchen Situationen für die Familien da sein. „Ich habe ein weiches Herz, mit Dabeki ist für mich eine Tür aufgegangen“, sagt Maryan. Anders als sie vermutet hat, hatte wirken die Kinder trotz Behinderung auf sie fröhlich und motiviert. „Es ist bewundernswert, welche Lebensfreude und welcher Wille in ihnen steckt.“

Die Qualifizierung der Elternbegleiterinnen umfasst drei Wochenendseminare. Zwischen den Terminen besuchen die Teilnehmerinnen Orte an denen Kinder mit einer Behinderung gut integriert werden wie Kindergärten und Schulen um sich einen Eindruck von der praktische Arbeit zu machen. Wer die kostenfreie Hilfe selbst oder für eine Familie aus dem Bekanntenkreis beanspruchen möchte, kann sich an Bettina Klein (Tel. 0271 5003 125, bettina.klein@diakonie-sw.de) wenden.

Quelle/Foto: Diakonie

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