Tuberkulose – das gibt es hier doch gar nicht mehr

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Wenn man Tuberkulose hört, denken die meisten an Dritte Welt, alte Menschen, das vergangene Jahrhundert und den Roman „Der Zauberberg“ von Thomas Mann. Doch da liegt man offensichtlich falsch. Die Tuberkulose, oder kurz TBC, ist eine hochansteckende Infektionskrankheit, die auch in Deutschland wieder bzw. immer noch anzutreffen ist. Weltweit sterben jährlich mehr als 1,2 Mio. Menschen an der Erkrankung, in Deutschland erkrankten trotz eines der besten Gesundheitssysteme der Welt 2013 rund 4.300 Menschen an TBC, darunter auch 170 Kinder.

Genug gute Gründe für Dr. med. Jörg Hinrichs, Chefarzt der Abteilung für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin am Siegener Kreisklinikum, anlässlich des Welttuberkulosetages am 24.03.2015, auf die Problematik hinzuweisen. In seiner Abteilung gibt es in einem speziellen Infektionsbereich 15 Betten, in der Patienten aus der gesamten Region Siegen-Wittgenstein isoliert werden können. Auch wenn die Sterblichkeit mit 0,2 pro 100.000 Fälle relativ gering erscheint, darf man die Erkrankung aus Sicht des Spezialisten (Dr. Hinrichs ist Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie und Notfallmedizin) nicht ignorieren. So gibt es immer noch schwere Krankheitsverläufe, die die Patienten lange beeinträchtigen. Daneben belasten die Isolierung aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr und die langfristige Medikamentengabe über Monate hinweg nicht nur den Patienten selbst, sondern auch sein privates und berufliches Umfeld.

Chefarzt der Medizinischen Klinik II für Pneumologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Dr. Jörg Hinrichs, Arzt für Innere Medizin, Pneumologie, Allergologie, Notfallmedizin.
Dr. Jörg Hinrichs

„Eine fehlende Abnahme der Neuerkrankungen, der Anstieg der resistenten und multiresistenten Erreger sowie der hohe Anteil offener und damit infektiöser Lungentuberkulosen zeigen, dass wir diese Krankheit nicht ignorieren dürfen und uns gemeinsam mit den Gesundheitsämtern um eine effektive Tuberkulosekontrolle auch in Zukunft bemühen müssen“, so Dr. Hinrichs. Auch wenn die Behandlungsergebnisse dank moderner Medikamente aus Sicht der Mediziner im interdisziplinären Team des Siegener Kreisklinikums gut sind, muss eine erfolgreiche und nachhaltige Tuberkulosekontrolle weiter verfolgt werden. Insbesondere jüngere Kinder und ältere Menschen sind gefährdet und leiden enorm unter den Symptomen. Wichtig ist daher u.a., dass sich alle Mediziner, sowohl die niedergelassenen Kollegen als auch die Ärzte in den Krankenhäusern durchaus sensibel mit der Möglichkeit einer Tuberkulose bei entsprechenden Symptomen auseinandersetzen und ggf. eine gezielte Diagnostiken veranlassen. Auch wenn Dr. Hinrichs keinen Grund zu einer Panikmache sieht, so „halte ich Öffentlichkeitsarbeit zu dem Thema für unerlässlich. Darüber hinaus ist es von Bedeutung, dass das Wissen und die praktische Erfahrung im Umgang mit dieser Krankheit nicht nur bei den Fachärzten erhalten bleiben und durch entsprechende Aus- und Fortbildungen in Studium und Beruf gefördert werden.“

Quelle: DRK-Kinderklinik

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