Gelacht oder nur genervt? Vom Umgang mit Aprilscherzen

April April

„April, April“ – Wer diese Worte hört, wurde wohl gerade reingelegt. Warum wir am 1. April so gern Schabernack mit unseren Mitmenschen treiben und warum das sogar gesund ist, erklärt Prof. Dr. med. Ralf Nickel, Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an den HSK, Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden.

„Einem Aprilscherz liegt nicht unbedingt die Absicht zugrunde, dem anderen zu schaden. Das heißt, ich kann jemandem einen Streich spielen, ohne dass er mir wirklich böse sein muss“, sagt Nickel. Wem es gelingt, den anderen in den April zu schicken, hat ein Erfolgserlebnis und wird durch das Gelingen des Scherzes mit einem Glücksgefühl unmittelbar belohnt: In seinem Gehirn wird der Nucleus accumbens, das so genannte Belohnungssystem, aktiviert; hier wird unter anderem das Glückshormon Dopamin ausschüttet. Zudem zieht der Spaßvogel unbewusst einen Abwärtsvergleich: Er fühlt sich dem anderen überlegen, wodurch sich sein Selbstwertgefühl steigert. So kann ein erfolgreicher Aprilscherz zu Glücksgefühlen wie bei einem Sieg im Sport oder bei einer bestandenen Prüfung führen.

Mitlachen schafft emotionale Verbindung und zeigt hohes Selbstwertgefühl

Die meisten Veräppelten sind erstmal überrascht – lachen dann aber meist einfach mit. Bestimmte Regionen im Gehirn, die für Bewertungen und Einfühlen zuständig sind, wandeln das zunächst unangenehme Gefühl in ein positives um. Lachen ist ansteckend, auch wenn man selbst der Grund des Gelächters ist. Das wird unter anderem durch bestimmte Nervenzellen im Gehirn, sogenannte Spiegelneurone, vermittelt: „Man versetzt sich in die Gedanken des anderen und versteht seinen Humor – das verbindet“, sagt Nickel.

Aber nicht jeder kann über einen Aprilscherz lachen. Die Reaktion des Reingelegten hängt sehr von seinem Selbstbewusstsein ab: „Humor und Selbstironie sind Zeichen eines guten, stabilen Selbstwertes. So ein Mensch schafft es eher, eine Distanz zu sich selbst herzustellen und sich auch mal von außen, quasi aus der Vogelperspektive, wahrzunehmen. Das ist eine wichtige kognitive Leistung, zu der aber nicht jeder so einfach in der Lage ist.“

Prof. Dr. med Ralf Nickel (Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, HSK, Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden)
Prof. Dr. med Ralf Nickel
(Direktor der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, HSK, Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden)

Aprilscherze und Lachen wirken sich nicht nur positiv auf die eigene Gesundheit, sondern auch auf das Miteinander aus: „Wenn wir gemeinsam über einen Scherz lachen, zeigt das, wir verstehen uns. Es entsteht eine Verbindung, selbst wenn ich zunächst der Reingelegte bin“, so Nickel. Außerdem spielt sich ein Aprilscherz selten ausschließlich zwischen zwei Personen ab. Menschen, die mitbekommen, wie jemand einem Aprilscherz zum Opfer fällt, verspüren meist Mitgefühl. Zugleich freuen sie sich, selbst verschont geblieben zu sein und lachen mit. Schafft es der Veräppelte, eine Distanz zu sich selbst aufzubauen und in das Lachen einzustimmen, ist er nicht mehr nur „Opfer“ und wird wieder Teil der Gemeinschaft. Er fühlt sich nicht mehr ausgeschlossen, es entsteht eine emotionale Verbindung.

Kreativität & Empathie

„Durch Aprilscherze zeigen wir Interesse an unseren Mitmenschen. Um jemanden erfolgreich hinters Licht zu führen, muss man sich in den anderen einfühlen können, kreativ sein und den Streich gut planen, also wirklich Energie investieren“, so Nickel. Grund genug also, von Herzen mitzulachen, wenn sich ein Mensch die Mühe macht, sich einen Aprilscherz für uns auszudenken!

Drei Fragen an Prof. Dr. med Ralf Nickel

Warum macht es uns Spaß, jemanden zu veräppeln?

„Ein Aprilscherz ist eine Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten. Wenn man es schafft, jemanden in den April zu schicken, führt das zu einem sehr positiven Gefühl. Reagiert der Reingelegte mit Humor, stellt es eine positive emotionale Bindung zwischen den Menschen her.“

Was passiert dabei im menschlichen Körper?

„Der Nucleus accumbens, das so genannte Belohnungssystem, wird aktiviert. Dort wird unter anderem das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet. Zudem zieht man unbewusst einen Abwärtsvergleich. Das heißt, man fühlt sich dem anderen überlegen, was das Selbstwertgefühl steigert.“

Warum fallen die Reaktionen auf kleine Streiche so unterschiedlich aus?

„Menschen mit einem gesunden Selbstwertgefühl können eine Distanz zu sich selbst herstellen. So schaffen sie es eher, über sich selbst zu lachen. Das ist eine wichtige kognitive Leistung, zu der aber längst nicht jeder in der Lage ist!“

 

 

 

Quelle: HELIOS Kliniken
Foto: © Marco2811 – Fotolia.com

Check Also

Demenz: Pflegekurse für Angehörige

Angebot der Diakonie in Südwestfalen im Februar und März Siegen. Wie äußert sich Demenz? Wie …