Planbare Operationen: In der Arztpraxis auf MRSA testen

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Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) will das Risiko für Patienten, sich im Krankenhaus mit multiresistenten Keimen zu infizieren, reduzieren. Sie fordert deshalb, vor planbaren Operationen für alle Risikopatienten ein verpflichtendes  MRSA-Screening in den Arztpraxen einzuführen. Die Krankenkassen ruft sie dazu auf, hierfür eine Leistungs- und extrabudgetäre Vergütungsgrundlage zu schaffen.

„Durch einen einfachen Abstrich kann der niedergelassene Arzt schnell feststellen, ob eine MRSA-Besiedelung vorliegt“, sagt Dr. Wolfgang-Axel Dryden, 1. Vorsitzender der KVWL. Auch die Sanierung mittels antibiotischer Salbe sei problemlos vom Arzt in seiner Praxis durchführbar. Dryden: „Durch einfache Maßnahmen können die Übertragungsrisiken im Krankenhaus reduziert und letztlich die Kosten insgesamt deutlich gesenkt werden. Ambulante Screenings auf MRSA vor planbaren Operationen sollten daher bei allen Patienten verpflichtend sein, die nach Empfehlung des Robert-Koch-Instituts zu den Risikogruppen gehören.“

Zu den vom RKI definierten Risikogruppen zählen zum Beispiel Patienten, die in den zurückliegenden zwölf Monaten länger als drei Tage in einem Krankenhaus gelegen haben, die beruflich direkten Kontakt zu Tieren in der landwirtschaftlichen Tiermast haben oder die während eines stationären Aufenthaltes Kontakt zu MRSA-Trägern hatten.

Derzeit sind MRSA-Abstriche nur dann zulasten der gesetzlichen Krankenkassen abrechnungsfähig, wenn  es um die Sanierung eines Patienten geht, der bereits mit  MRSA besiedelt oder schon infiziert ist. „Es kommt aber darauf an, schon vor der Einweisung zu einem planbaren Eingriff zu wissen, ob eine Besiedlung vorliegt, um dann eine Sanierung durchzuführen“, erläutert Dryden.

Die Hygiene-Initiative der nordrhein-westfälischen Krankenhäuser ziele in die richtige Richtung, lasse den ambulanten Versorgungssektor jedoch weitgehend außen vor, so der 1. Vorsitzende der KVWL: „Ja, MRSA ist vorrangig ein stationäres Problem. Wir niedergelassenen Ärzte können die Krankenhäuser aber sowohl präventiv als auch kurativ effektiv bei der Bekämpfung multiresistenter Erreger unterstützen – und tun das auch schon.“

Die KVWL bietet beispielsweise seit Jahren Schulungen für Haus- und Fachärzte an, an denen bereits mehr als 3.000 Ärzte teilgenommen haben. In den Veranstaltungen werden nicht nur Informationen zum MRSA-Screening und zur Sanierung von MRSA-Trägern gegeben, sondern auch zum rationalen Einsatz von Antibiotika aufgerufen.

Denn das ist ein zentrales Problem: Multiresistente Keime und Bakterien sind zunehmend unempfindlich gegen die Wirkung gängiger Antibiotika mit der Folge, dass dem Arzt immer weniger Therapiewege verbleiben. „Antibiotika drohen deshalb ihre Wirkung zu verlieren“, warnt Dryden. Um künftige Resistenzen zu vermeiden, sei es wichtig den ambulanten Antibiotikagebrauch zu reduzieren, sagt der KV-Vorsitzende. Doch das funktioniere nur, wenn auch die Patienten für einen ausschließlich zielgerichteten Einsatz von Antibiotika sensibilisiert würden. Dryden: „Den Menschen muss klar werden, dass eine ärztliche Entscheidung gegen eine Antibiotikatherapie oft die bessere Entscheidung ist. Nur wenn die Antibiotika rational eingesetzt werden, bleiben sie eine wirksame Waffe.“

Quelle:
Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe
Symbolbild: Fotolia

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