Pieksen gegen den Stich

Hyposensibilisierung_Wespengift

Warum Hyposensibilisierung wichtig ist

Sticht eine Wespe zu, schmerzt das sehr – meist rötet sich die Hautstelle, schwillt an und juckt. Bei Menschen, die allergisch reagieren, können die Folgen aber dramatischer sein und bis zu einem schweren Schock mit Atem- und Kreislaufversagen führen. Hocheffektiv und komplikationsarm therapieren lässt sich die Allergie mit der sogenannten Hyposensibilisierung.

Rund 20 Menschen sterben in Deutschland jährlich an den Folgen eines Insektenstiches. Die Ursache ist eine massive Überreaktion des Immunsystems auf Eiweißstoffe im Bienen- oder Wespengift. Der Botenstoff Histamin überschwemmt in großer Menge den Organismus – das kann zu Hautrötung, Nesselsucht, Gesichtsschwellung, Unruhe, Übelkeit, Bauchschmerzen, Atemnot oder Herzrasen führen. Im schlimmsten Fall verkrampfen sich die Bronchien, die Adern erweitern sich. Die Folge ist ein anaphylaktischer Schock mit lebensbedrohlichem Sauerstoffmangel, Blutdruckabfall und Bewusstseinsverlust.

Rund  ein Prozent der Bevölkerung ist von diesen extremen Reaktionen betroffen. Weitere zehn bis 20 Prozent  erleiden heftige lokale Reaktionen  mit mehr als zehn Zentimeter großen  oder länger als einen Tag anhaltender Schwellung an der Einstichstelle.  Dann  helfen kühlende Umschläge, anti-entzündliche Cremes und Antihistaminika; eine Immuntherapie ist nicht nötig.

Allergologe und Kinderpneumologe Privatdozent Dr. med. Michael Barker, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im HELIOS Klinikum Emil von Behring in Berlin,  erläutert, warum es ratsam ist, den Organismus im Krankenhaus gegen die Wirkung des Gifts zu wappnen. Wie im Fall des zwölfjährigen Julius, dessen gesamter Körper nach einem Wespenstich heftige Symptome zeigte:

Indikation zur Hyposensibilisierung
Bei  ihm schwollen nach einem Insektenstich in den rechten Mittelfinger innerhalb von 30 Minuten der rechte Arm und das Gesicht an, er bekam rote Flecken am gesamten Körper, wurde unruhig und panisch.

„Julius reagierte auf das Gift nicht nur mit einer örtlich begrenzten Schwellung mit Schmerzen und Juckreiz, sondern am gesamten Körper. Sein Blut-Allergietest auf Wespengift war positiv – für uns eine klare Indikation zur spezifischen Immuntherapie. Eine Hyposensibilisierung schützt langfristig zu mehr als  90 Prozent gegen die allergische Reaktion. In der Klinik beginnen wir die Behandlung unter sicheren Bedingungen und können bei möglichen Reaktionen sofort eingreifen“, erklärt der Allergologe.

Therapie beginnt in der Klinik
Julius kam für vier Tage in die Kinderklinik, erhielt abwechselnd in beide Oberarme täglich drei bis vier Gaben kleiner Mengen an gereinigtem Wespengiftextrakt als Injektion. Die Dosierungen wurden entsprechend dem Therapieplan gesteigert, bis sie dem Giftanteil eines Wespenstiches entsprachen.

„Bei der sogenannten subkutanen Immuntherapie werden die Allergene zu festgelegten Zeitpunkten in ansteigender Menge unter die Haut gespritzt werden. Die Empfindlichkeit des Immunsystems wird so kontinuierlich und anhaltend herabgesetzt – wir sprechen von Toleranzinduktion“,  sagt Chefarzt Barker.

Nach dem Krankenhausaufenthalt erhält Julius nun alle vier Wochen weiterhin die Giftmenge eines Stichs ambulant gespritzt – für mindestens drei Jahre.

Viele klinische Studien belegen die Wirksamkeit: Bei einem  erneuten Insektenstich kam es fast immer nur zu milden Beschwerden.

Wichtig: Notfallset immer dabei haben
„Mit Julius und seinen Eltern haben wir vor der Entlassung besprochen, dass es trotzdem wichtig ist, sowohl Medikamente als auch den Allergiepass für den Notfall immer dabei zu haben. Hilfreich ist auch, sich durch entsprechende Kleidung zu schützen oder auf das Barfußlaufen zu verzichten“, erklärt der Kinderallergologe Barker.

Foto/Quelle:
HELIOS

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