Wenn es blitzt – Notfall Netzhautablösung

Zur Netzhautdiagnostik ist die Fluoreszenzangiographie ein bewährtes Mittel.
Zur Netzhautdiagnostik ist die Fluoreszenzangiographie ein bewährtes Mittel.

Zuckende Linien und bewegliche dunkle Flecken im Blickfeld – „Das ist bestimmt der aktuelle Stress.“ „So schlimm wird es nicht sein.“ Oder: „Am Wochenende schlafe ich erst einmal aus und dann wird es sich gelegt haben.“ Viele messen den Symptomen keine Bedeutung bei. Denn weh tuen diese Sehstörungen nicht. Und genau das macht sie so tückisch: eine Netzhautablösung im Augeninnern. Sie kann zur Erblindung führen. Wer hiervon betroffen ist, muss sofort zum Augenarzt gehen. Die Beschwerden sind dann meist gut behandelbar.

Die genannten Symptome zeigen sich auf einem Auge und können schnell schlimmer werden. Das Sehfeld wird dann in großen Teilen schwarz; ein Vorhang fällt ins Bild oder eine Wand schiebt sich von unten hoch.

Das Auge ist ein Wunderwerk der Schöpfung und doch recht einfach aufgebaut: Durch die Pupille fällt Licht ins Augeninnere und projiziert ein Bild des Umfelds an dessen Rückwand. Das Prinzip entspricht dem eines klassischen Fotoapparats. Anstelle des Fotofilms, der auf Einweg ausgerichtet ist, nimmt im menschlichen Auge die Netzhaut das Licht wieder und wieder auf. Dieses empfindliche Organ, bestehend aus Millionen von Fotorezeptoren, ist jedoch nicht fest mit seiner Umgebung verwachsen, vielmehr haftet – ähnlich einem Klettverschluss – an dessen Rückwand.

Die gelartige, transparente Füllung des Auges, der sogenannte Glaskörper, sorgt dafür, dass die Netzhaut immer leicht gegen diese Rückwand gedrückt wird. Über die darunter liegenden Hautschichten wird sie mit Nährstoffen versorgt. Ist diese Verbindung nicht mehr gegeben, „verhungern“ die Fotorezeptoren. Sie sterben im Extrem ab.

Werden die Warnsignale richtig gedeutet und ein Facharzt aufgesucht, dann stehen die Chancen für den Betroffenen gut. Mit einem Laserstrahl kann eine dünne Stelle der Netzhaut „beschossen“ werden. Auch kann eine Behandlung mittels Kältestift bei kleinen Löchern oder Rissen, die noch zu keiner Ablösung bewirkt haben, erfolgen. Das erfolgt dann ambulant. Hat man demgegenüber die Signale nicht beachtet, und es sich die Netzhaut bereits gelöst, dann ist eine Operation mit Klinikaufenthalt notwendig. Dabei wird sie wieder an die richtige Stelle platziert, die Rezeptoren werden wieder versorgt. Die Sehkraft kehrt zurück.

Was also tun? Wenn morgens noch alles in Ordnung war und tagsüber eine stetige Verschlechterung eintritt, dann liegt wahrscheinlich ein Notfall vor. Liegen ist dann angezeigt, denn Bewegung kann das weitere Abreißen der sich lösenden Netzhaut begünstigen. Der Augenarzt wird ggf. eine spezielle Ruheposition empfehlen, bei der es an der betroffenen Stelle im Auge am wenigsten zieht.

Ursächlich für eine Ablösung der Netzhaut kann eine angeborene Schwachstelle sein. Heranwachsende haben ein geringeres Risiko, da deren Glaskörper durch eine festere Konsistenz gekennzeichnet ist. Demgegenüber wächst das Risiko mit zunehmendem Alter. Erwachsene, spätestens ab 40 Jahre, sollten sich dann regelmäßig untersuchen lassen. Da kurzsichtige Menschen eine dünnere Netzhaut haben, wird schon früher und häufiger zur Vorsorge geraten. Auch Zuckerkranke unterliegen einem erhöhtem Risiko, da sie die Zusammensetzung des Glaskörpers beeinflusst.

SIMULATION: So entwickelt sich die Sehverschlechterung bei einer Netzhautablösung [BITTE HIER KLICKEN]

Text: Christian Kreuzberg
Foto: Fluoreszenzangiographie
mit freundlicher Genehmigung von Prof. Krzizok und Kollegen

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