Sekundenschlaf am Steuer – eine tödliche Gefahr!

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Fast jeder Autofahrer kennt die Situation: Auf eintönigen oder langen Fahrten werden die Augenlider schwer – ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Denn ein Sekundenschlaf von nur drei bis fünf Sekunden bedeutet beispielsweise bei Tempo 130 eine Blindfahrt von bis zu 180 Metern! Die Folgen sind nicht selten schwere Verkehrsunfälle. Was Autofahrer rund um den gefährlichen Sekundenschlaf wissen müssen und wie sie sich gegen Müdigkeitsattacken wehren können, erklären die Versicherungsexperten der ERGO Versicherungsgruppe.

Müdigkeit am Steuer gilt als eine der häufigsten Unfallursachen auf deutschen Straßen. Laut Bundesanstalt für Straßenwesen geschehen bis zu 20 Prozent der Verkehrsunfälle aus diesem Grund – vor allem schwere Crashs. Der Sekundenschlaf tritt besonders häufig bei übermäßig langen und eintönigen Fahrten auf, in erster Linie auf Autobahnen. Die Unfallforschung verzeichnet eine deutliche Häufung von Unfällen, die in Folge eines Sekundenschlafs passieren, sowohl nachts, vor allem zwischen zwei und fünf Uhr, als auch zunehmend nachmittags: Das biologische Tief um etwa 14 Uhr mindert die Konzentration der Autofahrer.

Vorboten erkennen
Schläfrigkeit während des Autofahrens kann mehrere Ursachen haben: etwa ein länger andauerndes Schlafdefizit oder die Folgen von Schichtarbeit. Auch bestimmte Verhaltensweisen, wie große Essensmengen vor dem Schlafengehen, sind mögliche Auslöser von Schlafstörungen und können zu Müdigkeitsattacken führen. Außerdem verändern Krankheiten, wie etwa unruhige Beine oder Schlafapnoe, die Schlafqualität. Bei der Schlafapnoe setzt nachts der Atem bei lautem Schnarchen kurz aus. Folge dieses Sauerstoffmangels ist Erschöpfung am Tag. Generell gilt: Das einzig wirklich wirksame Mittel gegen Müdigkeit ist Schlaf. Autofahrer erkennen zwar in der Regel, wenn sie müde sind. Aber: „Gefährlich ist, dass viele Menschen nicht gut oder überhaupt nicht einschätzen können, wie nahe sie dem Einschlafen wirklich schon sind“, warnt Dr. Wolfgang Reuter, Gesundheitsexperte der DKV Deutsche Krankenversicherung. „Umso wichtiger ist es, auf die ersten Warnzeichen von Schläfrigkeit zu achten.“ Müde Autofahrer können zum Beispiel leicht frösteln, schwere, brennende Augen haben und an Konzentrationsstörungen leiden. Auch wiederholtes Blinzeln, Schleier vor den Augen oder häufiges Gähnen sind erste Anzeichen einer Übermüdung. „Spätestens, wenn für den Bruchteil einer Sekunde die Augen zufallen, sollten alle Alarmglocken läuten“, so der DKV Gesundheitsexperte.

Autofahrer überschätzen sich häufig selbst
Übermüdung am Steuer kann ähnliche Folgen haben wie Alkohol: Der Fahrer fährt Schlangenlinien, nimmt Hindernisse nicht mehr gut wahr und kann Entfernungen schwerer einschätzen. Viele, vor allem erfahrene Autofahrer überschätzen zudem die eigene Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Damit Sekundenschlaf am Steuer erst gar nicht auftritt, sollten Fahrer bereits vor der Fahrt einiges beachten: „Eine Autofahrt am besten nur ausgeschlafen antreten. Das gilt insbesondere für längere Fahrten, beispielsweise in den Urlaub.“ Auch regelmäßige aktive Pausen sind wichtig. Bewegung bringt den Kreislauf in Schwung. „Aber generell gilt: Nicht länger als zehn Stunden am Stück fahren – trotz Pausen“, rät Frank Mauelshagen, Kfz-Experte von ERGO. Wenn möglich, empfiehlt sich eine Fahrt mit Beifahrer. Denn Gespräche bewahren gerade auf längeren Strecken vor Monotonie. Außerdem kann der Beifahrer den Fahrer ablösen, sobald dieser bei sich erste Anzeichen von Müdigkeit erkennt. Wichtig: Nach Möglichkeit sollten Mitfahrer während der Fahrt nicht selbst schlafen! Dies lässt auch den Fahrer leichter ermüden. „Auch ein erholsamer Kurzschlaf von bis zu 30 Minuten direkt vor einer längeren Fahrt kann helfen. Denn bereits nach wenigen Minuten Schlaf beginnt die Erholung und die Leistungsfähigkeit nimmt wieder zu“, so ein weiterer Tipp des ERGO Kfz-Experten. Nicht verlassen sollten sich Autofahrer hingegen auf Kaffee oder Cola: Koffein steigert zwar die Aufmerksamkeit – aber nur kurzfristig. Außerdem wirkt es erst nach etwa 30 Minuten. Auch offene Autofenster oder laute Musik schützen nicht vor dem Einnicken. Ob die Kaskoversicherung für den entstandenen Schaden bei einem durch Müdigkeit verursachten Unfall aufkommt, hängt von den Versicherungsbedingungen ab. Das Verhalten des Verursachers wird als grobe Fahrlässigkeit gewertet. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Fahrer trotz erster Anzeichen von Übermüdung gefahren ist. Die Versicherung kann den Auszahlungsbetrag dann in dem Maße kürzen, in dem der Schaden durch die grobe Fahrlässigkeit verursacht wurde. Im ERGO Premium-Produkt ist grobe Fahrlässigkeit mitversichert.

Schlafattacke mit schweren Folgen
Darüber hinaus drohen den Betroffenen auch straf- und führerscheinrechtliche Konsequenzen: „Wer aufgrund eines Sekundenschlafs andere ernsthaft gefährdet oder einen Unfall verursacht, muss mit einer Geldstrafe und Führerscheinentzug rechnen“, warnt Michaela Zientek, Juristin der D.A.S. Rechtsschutzversicherung. „Denn: Übermüdung reduziert in hohem Maße die Fahrtauglichkeit. Wer trotzdem fährt, gefährdet erheblich den Straßenverkehr.“ Das gilt in besonderem Maße natürlich für Fahrer, die sich mit einer diagnostizierten Schlafstörung ans Steuer setzen: „Wer zum Beispiel weiß, dass er unter Schlafapnoe leidet und trotzdem fährt, kann sich schnell strafbar machen. Unter extremen Umständen kann das eine Freiheitsstrafe nach sich ziehen“, betont die D.A.S. Rechtsexpertin.

Quelle: ERGO/dpp-AutoReporter

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