Raus aus der Tabuzone – Sexualität im Altenheim

Senioren_Sexualitaet

Viele, vor allem junge Menschen halten heutzutage Sexualität immer noch für etwas, das irgendwann abgeschlossen ist. Sie meinen, dass nur Jugendliche Erotik richtig ausleben können und ein hohes Bedürfnis nach sexueller Befriedigung haben, während dies alles ab dem mittleren Lebensalter immer mehr abnimmt und spätestens im Altenheim schließlich ganz aufhört. Junge Menschen gelten als gesund, während die normalen körperlichen Veränderungen des Altwerdens oft mit Krankheit gleichgesetzt werden.

Weder in der Bevölkerung noch in der Fachwelt wird die Sexualität älterer Menschen angemessen aufgegriffen. Fest steht: Auch ältere Menschen verspüren Sehnsucht nach Zärtlichkeit, körperlicher Berührung und Intimität. Oft sind sie jedoch als Folge von Scham, Ängsten, körperlichen Erkrankungen, gesellschaftlichen Einschränkungen – oder einfach weil sie allein sind – eingeschränkt, ihre Bedürfnisse zu leben.

Das Gesundheitsportal doqtor hat sich in den hiesigen Altenheimen informiert und erfahren, dass ältere Menschen einen offenen Dialog in der Gesellschaft über Liebe und Zärtlichkeit erwarten. Schließlich gehen Bedürfnisse mit dem Heimaufenthalt nicht verloren. Sie benötigen verständnisvolle und kompetente altersmedizinische Hilfestellung, sofern psychische oder körperliche Erkrankungen sie behindern. Schließlich muss mit der verklärten Sicht von Opa’s Heimaufenthalt aufgeräumt werden. Er ist nicht nur in der Werkgruppe aktiv. Auch das „horizontale Gewerbe“ ist in den Heimen unterwegs.

Eine amerikanische Studie unterstreicht die Recherchen von doqtor: In einer Gruppe mit einem durchschnittlichen Alter von 86 Jahren hatten noch 64 % der Frauen und 82 % der Männer regelmäßig sexuelle Kontakte.

Der doqtor-Tipp: Da die Sexualität immer eine Angelegenheit ist, die zwei Menschen angeht, kann es hilfreich sein, wenn der Partner mit zum Arzt kommt, falls überlegt wird, eine Behandlung zu suchen. Es kann oft große Überwindung kosten, ein solches Problem anzusprechen – es jedoch nicht zu thematisieren, Heimlichtuerei, ist jedoch immer auf längere Sicht viel belastender für eine Beziehung. Fortgeschrittenes Alter ist kein Grund, eine Behandlung sexueller Störungen nicht durchzuführen. Es ist vielmehr eine Frage der Einstellung.

Text: Christian Kreuzberg
Foto: Robert Kneschke – Fotolia

Check Also

Anzahl sexuell übertragbarer Krankheiten im Kreis Siegen-Wittgenstein leicht gesunken

Frühzeitig erkannt, lassen sie sich gut behandeln Zur Prävention der Ausbreitung sexuell übertragbarer Krankheiten ist …