Gelenkersatz eine sichere Sache?

Conceptual human pain anatomy

Der Gelenkersatz ist eine der erfolgreichsten chirurgischen Errungenschaften der Nachkriegszeit. Er erhält Menschen bis ins hohe Alter mobil, verbessert nach aktuellen Studien ihren allgemeinen Gesundheitszustand und bereichert so die Lebensqualität einer zunehmend alternden Bevölkerung. Während in den ersten Jahrzehnten der Endoprothetik Neuerungen der Technik und Technologien den Fortschritt bestimmten, werden weitere Verbesserungen heute durch Anwendungsstandards sowie den Aufbau von Endoprothetikzentren und Registern erzielt. Dadurch lässt sich bei der Anwendung von bewährten Prothesenmodellen die Patientensicherheit weiter erhöhen.

Ein neues Gelenk verbessert die Lebensqualität der Betroffenen erheblich: Über 90 Prozent aller Implantate halten länger als 15 Jahre. So sank laut der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie in den vergangenen 20 Jahren die Rate der Prothesenwechsel am Hüftgelenk um die Hälfte. Inwieweit der ohnehin schon hohe Standard in der Endoprothetik durch neue Modelle verbessert werden kann, ist umstritten. Endoprothesenregister, wie zum Beispiel das australische Register, belegen in den letzten zehn Jahren keine klaren Verbesserungen durch Neuentwicklungen. Solche Daten müssen allerdings sorgfältig interpretiert werden: Ob Probleme mit einer Gelenkprothese von einem Anwendungsfehler oder von einem Produktmangel kommen, lässt sich nicht immer leicht unterscheiden. Fortschritte in der Endprothetik lassen sich heute vor allem durch verbesserte Struktur- und Prozessqualität erzielen, wie sie beispielsweise in den zertifizierten Endoprothetikzentren wie dem im St. Marien-Krankenhaus Siegen umgesetzt wird.

Durch verbesserte Prozess- und Strukturqualität lassen sich unter anderem Gelenkinfektionen reduzieren. Kam es noch 2011 bei rund 2,25 Prozent der Patienten nach einer Hüftgelenksoperation zu einer Infektion, waren es 2013 bereits unter einem Prozent. Auch in der Knie-Endoprothetik hat sich die Infektionsrate von 1,5 Prozent auf etwa 0,8 Prozent reduziert.

Forscher arbeiten an neuen Testverfahren, um Keime auf Gewebeproben frühzeitig nachzuweisen: Erfolgversprechend sind beispielsweise Schnelltests mittels Leukozyten-Esterase-Teststreifen, die Untersuchung entfernter Prothesenteile oder Biomarker aus dem Blut. Zudem erarbeiten Orthopäden zusammen mit Mikrobiologen derzeit individualisierte Behandlungskonzepte, die die Antibiotikatherapie und das optimale Timing für den Wiedereinbau des Gelenkes in den Fokus stellen.

Text: Christian Kreuzberg/DGU
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