Herz-Kreislaufparameter oder was misst der Arzt da eigentlich?

Das Blut steht unter Druck. Der lässt sich weder fühlen, noch sehen oder hören. Aber er lässt sich messen. Dauer­haft zu hoher Blut­druck ist gefähr­lich. Deshalb sollte jeder seinen Blut­druck kennen. © Malena und Philipp K - fotolia.com
Während sich der Blutdruck noch einfach tasten und zählen lässt, benötigt man zum Messen des Blutdrucks bereits spezielle Meßgeräte. Foto: © Malena und Philipp K – fotolia.com

Eventuell haben Sie es schon einmal gesehen oder selber erlebt, dass bei einem Besuch beim Arzt, in der Apotheke oder einem Aufenthalt im Krankenhaus der Blutdruck gemessen und der Puls gezählt werden.

Der Puls ist das tastbare Resultat des Herzschlags, die Druckwelle, die sich im Blut entlang der Blutgefäße ausbreitet. Der Puls lässt sich einfach an den Handgelenken, den Ellenbeugen, den Kniekehlen, dem Hals oder auch der Leiste tasten. Die Zahl der Pulse pro Minute hängt sowohl vom Alter, von der jeweiligen Belastung und vor allem von der Kondition ab.

Eng damit verbunden ist die Herzfrequenz, die Häufigkeit der Herzschläge pro Minute. In der Regel entsteht pro Herzschlag auch ein tastbarer Puls. In gewissen Situationen ist die Zahl der Pulse jedoch geringer als die der Herzschläge, so zum Beispiel ebi Herzrhythmusstörungen wie Extraschlägen, so genannten Extrasystolen, oder Vorhofflimmern. Ohne Geräte zum direkten Messen der Herzfrequenz fällt dies meist durch einen unrhythmischen Puls oder längere Pausen zwischen zwei Pulsen auf.

Das Verhältnis dieser beiden Werte  Hezrfrequenz und Puls kann dem Arzt also schon Hinweise auf mögliche Störungen geben.

Während sich der Blutdruck noch einfach tasten und zählen lässt, benötigt man zum Messen des Blutdrucks bereits spezielle Meßgeräte. Mit Hilfe derer können zwei Werte des Blutdruckes gemessen werden, der obere oder systolische und der untere oder diastolische Wert. Ersterer ergibt sich vor allem aus der Kraft, mit dem das Herz das Blut durch die Gefäß pumpt. Der zweite Wert hängt im Wesentlichen von der Kraft der Muskulatur der Blutgefäßwände ab, die die Wandspannung in diesen bestimmen.

Der Blutdruck ändert sich ständig, insbesondere im Tagesverlauf mit dem Wachen und Schlafen sowie mit jeder körperlichen Anstrengung. Die Bereiche, in denen man von „normalem“ Blutdruck spricht, sind insbesondere altersabhängigen Veränderungen unterworfen.

Darüber hinaus treten vor allem krankhafte Blutdrucksteigerungen, Bluthochdruck oder Hypertonie genannt, auf, die mit einem erhöhten Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen verbunden sind.

Niedriger Blutdruck ist prinzipiell nicht schädlich, kann jedoch in Situationen, in denen eine erhöhte körperliche Belastung besteht, zum Problem werden, wenn der Körper „nicht auf Touren“ kommt.

Mit dem Blutdruck und dem Puls kann in vielen Situationen bereits eine gute Aussage über die aktuelle Kreislauflage getroffen werden. Manchmal ist es jedoch notwendig, noch weitere Werte zu messen.

Mittels Ultraschalluntersuchung des Herzens, der Echokardiografie, lassen sich die vier Herzkammern des Herzens darstellen. Indem man nun ein Bild der Herzkammern im gefüllten und entleerten Zustand aufnimmt, kann daraus der Auswurfanteil, die Ejektionsfraktion, gemessen werden. Diese ist der häufigste gemessene Marker der Pumpkraft des Herzens und liegt bei Gesunden zwischen 55 und 70 Prozent – sprich: ein gesundes Herz pumpt sich nicht komplett leer – sonst könnte die „Pumpe“ nicht mehr richtig funktionieren.

Eine erniedrigte Pumpkraft kann zum Beispiel nach Herzinfarkten, aber auch nach Herzmuskelentzündungen oder durch genetische Vorbelastung entstehen.

Zusätzlich lassen sich durch den Ultraschall noch die Funktion der Herzklappen sowie anderer spezieller Herzfunktionen messen.

Im Krankenhaus, insbesondere in der Intensivmedizin, kann es notwendig sein, neben der Herzfrequenz, dem Blutdruck und der  Pumpfunktion auch die Menge Blut, die das Herz pro Minute durch den Körper pumpt, zu erfassen – das so genannte Herzminutenvolumen. Dazu wird einem Patienten heute ein Gefäßzugang, ein Katheter, in eine Schlagader gelegt und darüber kontinuierlich der Pulsdruck gemessen. Daraus lässt sich, allein oder in Kombination mit der Herzfrequenz, das vom Herzen gepumpte Blutvolumen sehr genau erfassen.

Im Rahmen schwerer Herzinfarkte lassen sich typischerweise verminderte Auswurfleistungen messen. Bei schweren Infektionen, häufig „Blutvergiftung“ oder Sepsis genannt, und großem Blutverlust, zum Beispiel nach Blutungen oder Unfällen,  versucht der Körper durch Anheben der gepumpten Menge Blutes die Situation zu stabilisieren.

Neben dem Blutdruck in den Schlagadern, dem arteriellen Hochdrucksystem, lässt sich auch der Druck in den normalen Adern, dem venösen Niederdrucksystem messen. Dies geschieht auf Intensivstationen über einen Katheter, der über ein großes Blutgefäß am Hals, unter dem Schüsselbein oder der Leiste Richtung Herzen vorgeschoben wird. Darüber wird der so genannte zentrale Venendruck erfasst, welcher eng von der im Gefäßsystem enthaltenen Flüssigkeitsmenge, aber auch von der Funktion der Herzklappen, abhängig ist. So lässt sich zum Beispiel bei Intensivpatienten ein Flüssigkeitsmangel frühzeitig erkennen, wenn dieser noch keine weiteren Beschwerden verursacht hat.

Ein weiterer, häufig gemessener Wert ist die Sauerstoffsättigung. Diese lässt sich einerseits einfach und schmerzfrei indirekt mittels eines Clips am Ohr oder Finger durch die Haut hindurch, andererseits lässt sich diese auch direkt aus dem Blut messen.

Die Sauerstoffsättigung, auch Oxygenierung genannt, gibt Hinweise sowohl über die Funktion des Herzens (mehr Pumpkraft und mehr Herzminutenvolumen bedeuten mehr Blut, das in der Lunge mit Sauerstoff aufgeladen wird), der Lunge (eine kranke Lunge kann weniger Sauerstoff ins Blut transportieren), des Sauerstoffverbrauchs (bei Infekten wird mehr Sauerstoff verbraucht) als auch des Angebots (weniger Sauerstoff in der Atemluft zum Beispiel bei Rauchgasvergiftungen).

 

 

 

Quelle/Autor:
St. Marien-Krankenhaus Siegen, Kardiologie
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