Harninkontinenz: Experten zeigen Behandlungsspektrum auf

Arzt-Patienten-Seminar im Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen

Klärten über die Diagnose- und Therapiemöglichkeiten bei Harninkontinenz auf (von links): Dr. Friederike Winter, Stomatherapeut Bernd Ginsberg, Dr. Peter Weib und Dr. Osama Shamia.

Siegen. Jede zweite Frau und jeder zweite Mann entwickeln im Laufe des Lebens eine Harninkontinenz. Die Krankheit kann schmerzhaft sein – ist aber immer unangenehm. Nicht selten sind Depressionen und soziale Isolation die Folge. Dabei ist das Behandlungsspektrum groß. Dies schlüsselten Dr. Friedericke Winter, Fachärztin für Urologie (Schwerpunkt Kontinenz) am Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen, sowie „Stilling“-Kooperationsarzt Dr. Osama Shamia, Facharzt für Gynäkologie (Kreuztal) bei einem Arzt-Patientenseminar im Krankenhaus am Rosterberg auf. Das Motto der Veranstaltung: „Harninkontinenz – Hilfe ist möglich“.

„Sie sind nicht allein“: Diese Aussage stellte Dr. Peter Weib, Chefarzt der Urologie am Diakonie Klinikum Jung-Stilling, ins Zentrum der Begrüßung. Betroffenen riet er, sich bei ersten Anzeichen einer Harninkontinenz sofort Hilfe zu suchen. Etwa in seiner Abteilung. Zwei Mal wöchentlich bietet Dr. Friedericke Winter hier Inkontinenz-Sprechstunden an. Beim Arzt-Patienten-Seminar ging sie speziell auf die männliche Harninkontinenz ein.

Dr. Winter stellte zunächst die häufigsten Formen des Krankheitsbildes vor. Dazu zählen die Drang- und die Belastungs-Harninkontinenz. Letztere sei häufig Folge einer Prostata-Operation. Unbemerkt und unkontrolliert verlieren Betroffene Urin beispielsweise beim Niesen oder Husten. „Seit Einführung der robotischen Chirurgie gehen die Fallzahlen zurück“, hielt die Expertin gute Nachrichten bereit.

Doch egal ob Drang – oder Belastungs-Harninkontinenz: Als Auslöser kommen auch andere Faktoren in Frage. „Wichtig ist es zunächst, herauszufinden, woher Ihre Beschwerden kommen“, so Dr. Winter. Ursächlich sein können Entzündungen, vorangegangene Bandscheiben-OPs, vorliegende Nervenschädigungen oder auch Tumoren. Je nach Ausgangslage seien die Therapiemöglichkeiten zu wählen. Diese reichen vom Beckenbodentraining über Elektro-Stimulation und die Gabe von Medikamenten bis hin zu Operationen.

Der Harninkontinenz bei Frauen nahm sich „Stilling“-Kooperationsarzt Dr. Osama Shamia in seinem Teil des Vortrages an. In den Fokus stellte er dabei die Senkungs-Problematiken, die in ihrer Folge eine Inkontinenz begünstigen.

„Gebärmutter- oder Scheidensenkungen treten auf, wenn der Beckenboden die ihm eigene Hängemattenfunktion verliert. Bänder und Faszien geben nach, Blase, Gebärmutter und Enddarm drücken dann nach unten“, erläuterte der Gynäkologe. Begünstigende Faktoren seien Geburten, Übergewicht aber auch angeborene Bindegewebsschwächen. Zudem steige das Risiko, an einer Senkung zu leiden, mit dem Alter an. „Betroffene leiden darunter nicht nur körperlich, sondern auch seelisch“, so Dr. Shamia. Dies führe zu einem Rückzug aus dem sozialen Leben und häufig auch zu Trennungen vom Partner.

Dabei sei die Therapiespanne weit: „Vorfälle“, wie der Mediziner es fachspezifisch ausdrückt, werden interdisziplinär behandelt. Das bedeutet, hinzugezogen werden Urologen, Gynäkologen, Gastroenterologen und auch Dermatologen, um den Patientinnen die Lebensqualität zurückzubringen. Beckenbodentraining, Elektrostimulation oder hormonelle Therapien stehen am Anfang der Behandlung. „Geht es konservativ nicht weiter, stehen viele Operationstechniken zur Verfügung“, so der Mediziner.

Abgerundet wurde das Arzt-Patienten-Seminar mit dem Beitrag von Stomatherapeut Bernd Ginsberg. Informationen zu Handhabung und Kostenerstattung hatte er rund um das Themenfeld „Hilfsmittel bei Harninkontinenz“ vorbereitet.

Termine zur Kontinenzsprechstunde in der Abteilung Urologie können am Diakonie Klinikum Jung-Stilling Siegen unter Telefon 0271/4525 oder per Email an urologie.jsk@diakonie-sw.de vereinbart werden. Die Terminvergabe zur gynäkologischen Kontinenzsprechstunde ist unter Telefon 0271/4266 sowie 0271/4267 möglich.

Quelle: Diakonie Südwestfalen

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