Übergewicht bei Kindern: Was können Eltern tun?

Foto: Ergo/dpp
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Pizza, Pommes, Schokolade – für kleine Leckermäulchen lauern die Versuchungen an jeder Ecke. Doch zu viel, zu süßes und zu fettiges Essen kann die Gesundheit der Kinder ein Leben lang beeinträchtigen. Inzwischen ist eines von sechs Kindern in Deutschland übergewichtig. Viele von ihnen werden auch als Erwachsene zu dick sein – und damit besonders anfällig für eine Reihe von gefährlichen Krankheiten. Wie Eltern ihre Kinder an ein gesundes Essverhalten gewöhnen können und wie sich Übergewicht verhindern lässt, weiß Dr. Wolfgang Reuter, Gesundheitsexperte bei der DKV Deutsche Krankenversicherung.

Seit den 80er Jahren ist der Anteil übergewichtiger Kinder um 50 Prozent gestiegen. Adipositas, also krankhafte Fettleibigkeit, tritt sogar doppelt so häufig auf. Derzeit sind etwa 15 Prozent aller Drei- bis 17-Jährigen übergewichtig, sechs Prozent adipös. Für das Übergewicht der Kinder machen 94 Prozent der Bevölkerung die Eltern verantwortlich, wie eine im Auftrag von ERGO durchgeführte, repräsentative Umfrage von Ipsos ergab. „Eltern sollten das Problem keinesfalls unterschätzen“, warnt DKV Experte Dr. Wolfgang Reuter. „Besonders im Grundschulalter sind viele Kinder gefährdet, Übergewicht zu entwickeln, das sie nur schwer wieder loswerden.“ Sehr starkes Übergewicht führt manchmal schon bei Kindern zu Krankheiten, die sonst nur Erwachsene treffen, wie Diabetes, Bluthochdruck und Gelenkschäden. Und das Übergewicht in der Kindheit stellt die Weichen für später: „Wer bereits im Kindesalter unter Übergewicht gelitten hat, nimmt diese Belastung meist auch ins Erwachsenenalter mit. Damit steigen auch die Risiken.“ So sind übergewichtige Erwachsene zum Beispiel stärker gefährdet, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

Die gute Nachricht ist: Eltern können einiges dafür tun, dass ihre Kinder schlank und gesund bleiben. „Das Wichtigste ist das eigene gute Vorbild. Bringen Sie viel Vollkorn, Obst und Gemüse auf den Tisch und essen Sie regelmäßig gemeinsam mit ihren Kindern“, empfiehlt Dr. Wolfgang Reuter. Ratsam sind für Kinder drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten am Tag. „Kinder, die oft zwischendurch oder nebenbei essen, laufen Gefahr, aus Langeweile oder Gewohnheit weiter zu essen, obwohl sie längst satt sind.“ Auch das Trinken spielt eine wichtige Rolle, denn viele Kinder trinken nicht genug oder das Falsche. Limonaden und auch Säfte sind Zuckerbomben und sollten daher die Ausnahme bleiben. „Der beste Durstlöscher ist Wasser oder auch ungesüßter Tee. Bieten Sie den Kindern auch zwischen den Mahlzeiten immer wieder etwas zu Trinken an“, so der Rat des Gesundheitsexperten. Süßigkeiten ganz zu verbieten bringt zwar wenig. Es empfiehlt sich aber, Süßes nicht ständig im Haus zu haben. „Wer Übergewicht vorbeugen will, muss zudem auf ausreichend Bewegung achten“, betont Dr. Wolfgang Reuter. „Dafür ist es nötig, die Zeit vor Fernseher oder Spielkonsole zu begrenzen. Auch hier sollten Eltern als gutes Beispiel vorangehen und mit den Kindern viel Zeit an der frischen Luft verbringen.“

Vielen Eltern fällt es schwer zu beurteilen, ob ihr Kind zu dick ist. Als erster Anhaltspunkt bieten sich spezielle Body-Mass-Index-Rechner für Kinder an, die Eltern im Internet finden. Bei konkreten Befürchtungen sollten sie sich an einen Arzt wenden. „Der Arzt wird dem Kind in der Regel keine strenge Abnehm-Diät vorschreiben. Vielmehr geht es darum, den gesamten Lebensstil gesünder zu gestalten – da muss die ganze Familie an einem Strang ziehen“, so der DKV Experte. „Wenn das Kind dann längere Zeit nicht weiter zunimmt, kann sich das Übergewicht quasi herauswachsen.“ Den eigenen Lebensstil zu ändern, kann aber für die Familie sehr schwer sein und setzt bewusste Entscheidungen voraus: Frisches Essen statt Fast Food. Gemeinsame Radtouren statt Nachmittage vor dem Fernseher. „Eine gute Idee ist, zusammen einzukaufen und zu kochen. So kann das Kind auch an frischem Gemüse oder buntem Salat Gefallen finden“, rät Dr. Wolfgang Reuter. Verbote helfen nicht, da tabuisierte Leckereien nur noch reizvoller wirken. „Hin und wieder ist der Besuch einer Pommes Bude also völlig in Ordnung. Wichtig ist aber, dass das Kind ein gesundes Verhalten lernt. Dazu braucht man vor allem überzeugte Eltern, die gute Ernährung und ausreichend Bewegung vorleben.“

 

 

Quelle: (dpp)

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