Kind & Übergewicht – Stillen ist die beste Prävention

Schwangerschaft, Geburt und die unmittelbare Zeit danach sind die kritischsten Zeiten im Leben eines Menschen im Hinblick auf die spätere Gesundheit oder Krankheitsdisposition. Zunehmend stellt sich die Frage nach der fetalen Programmierung in Bezug auf Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Adipositas. Ein wachsendes Forschungsfeld beschäftigt sich mit der Frage, wie das Milieu innerhalb der Gebärmutter während der Schwangerschaft den Fötus nicht nur in seiner aktuellen Entwicklung, sondern auch die spätere Gesundheitsentwicklung beeinflusst.

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe stellt hierzu fest, dass neben der Ernährung auch die emotionale Befindlichkeit der Mutter und die Art der Geburt eine Rolle spielen. Verschiedene Einflüsse vor und kurz nach der Geburt prägen stärker als bisher angenommen die Empfänglichkeit für spätere Krankheiten. Die sogenannten epigenetischen Veränderungen oder die fetale Programmierung sind verantwortlich für diese langfristige Prägung. Epigenetisch sind alle Prozesse in einer Zelle, die als „zusätzlich“ zu den Inhalten und Vorgängen der Genetik gelten. Als epigenetische Einflussfaktoren gelten z.B. Umwelt- oder Stressfaktoren.

Bezogen auf das Milieu innerhalb der Gebärmutter bedeutet dies, dass je nach dem „Nahrungsangebot“ wie Substratmangel oder -überangebot, sich der Fetus anpasst um zu überleben. Diese zunächst sinnvolle Anpassung umfasst unter anderem Gewebeveränderungen insulin-sensitiver Organe, Veränderungen am Hypothalamus und die Verstellung neuro-endokriner Regelkreise. Die Programmierung erfolgt in der Annahme eines ebenso gestalteten späteren extrauterinen Milieus. Das Problem entsteht dann, wenn das Leben außerhalb der Gebärmutter durch ein normales Substratangebot gekennzeichnet ist und die Programmierung aber bestehen bleibt. Diese wird dann zur Fehlprogrammierung und führt zu einer erhöhten Krankheitsdisposition. Allerdings gibt es auch Studienergebnisse, die nicht auf die Mangelernährung, sondern auf die Bedeutung von unmittelbarer postnataler Überernährung als Ursache für späteres, fixiertes Übergewicht hinweisen. Offensichtlich fällt die Ernährung unmittelbar nach der Geburt in eine besonders vulnerable und kritische Phase der Festlegung von Sättigungsverhalten, neuro-humoraler Regulation des Metabolismus etc.

Diese Erkenntnisse führten letztlich auch zu dem Schluss, dass Stillen die mit Abstand beste Form der Ernährung des Neugeborenen darstellt und einen protektiven Effekt z.B. in Bezug auf spätere Adipositas hat. Eine nähere Erforschung dieser Zusammenhänge wird die Prävention verändern und verbessern.

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Quelle: Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe

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