Mit Robotik und Strahlen gegen Prostatakrebs

Standen 160 Besuchern beim 15. Siegener Prostata-Symposium im „Haus der Siegerländer Wirtschaft“ Rede und Antwort (von links): Urologin Victoria Meyer, Strahlentherapeut Dr. René Baumann, Radiologie Dr. Michael Blazek sowie die Urologen Dr. Johannes Spelz, Dr. Peter Weib und Mahmoud Farzat.

Symposium

160 Besucher kamen zum 15. Prostata-Symposium ins „Haus der Siegerländer Wirtschaft“

Siegen. Wird Prostatakrebs diagnostiziert, folgt die Frage nach der entsprechenden Behandlung. Wie Betroffenen heutzutage schonend und präzise mit robotergestützen Operationsverfahren und Strahlentherapien geholfen werden kann, hat 160 Besucher zum 15. Siegener Prostata-Symposium ins „Haus der Siegerländer Wirtschaft“ gelockt. Sie nutzten die Gelegenheit, Vorträgen zu lauschen und ließen sich von sechs Medizinern Fragen zu ihren eigenen Erkrankungen beantworten. Veranstalter waren in Kooperation mit dem Kompetenznetz Prostata das Diakonie Klinikum Jung-Stilling in Siegen, das Kreisklinikum Siegen, das Lahn-Dill-Klinikum Wetzlar, der Dachverband der Prostatazentren Deutschlands und die BPS-Prostatakrebs-Selbsthilfegruppe Siegen. Letztere besteht seit 17 Jahren unter dem Vorsitz von Lothar Stock, der an dem Nachmittag moderierte und ebenfalls für Fragen der Besucher bereit stand. Unterstützung erhielt die Veranstaltung vom Ärztenetz Lahn-Dill, dem Ärzteverbund Südwestfalen, der Kreisärzteschaft Altenkirchen sowie den Ärztevereinen Olpe und Siegen.

In Deutschland wird jährlich bei etwa 65 000 Männern ein Prostatakarzinom diagnostiziert. 12 000 Betroffene sterben an dem Krebs. Gemeint ist ein bösartiger Tumor in der Vorsteherdrüse (Prostata). Diese umschließt die männliche Harnröhre unterhalb des Blasenausganges. Gemeinsam mit Samenbläschen und Hoden bildet das Organ die Samenflüssigkeit. Das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, steigt mit dem Alter an. Experten empfehlen Männern ab 40 Jahren regelmäßig zur Vorsorge-Untersuchung zu gehen. Früh erkannt, ist die Krankheit besser heilbar.

Ist ein Krebs in frühen Stadien noch auf die Prostata beschränkt und haben sich keine Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet, kann die Prostata operativ entfernt werden. Dafür hat sich eine robotergestützte Operationsmethode als Weiterentwicklung zur sogenannten minimalinvasiven Schlüsselloch-Chirurgie etabliert. Über das Verfahren informierte Mahmoud Farzat, Facharzt für Urologie im CRMG-Da Vinci-Zentrum Gronau. Das Operationssystem trägt den Namen „Da Vinci“ und besteht aus einer Steuerkonsole. An dieser sitzt ein Chirurg, der in unmittelbarer Nähe zum Patienten operiert. Mit eingeschlossen ist eine dreidimensionale Kamera, mit der Operateure den zu behandelnden Bereich zehnfach vergrößert sehen und die Instrumente im Körper steuern. Selbst feinste Strukturen wie Nerven und Gefäße werden sichtbar und können schonend von der Prostata abgetrennt werden. „Die Methode kann als Verlängerung des Chirurgen-Arms angesehen werden“, sagte Farzat. Die Eingriffe werden über 5 bis 12 Millimeter kleine Bauchschnitte durchgeführt, erfolgen hochpräzise und zitterfrei. Dr. Peter Weib, Chefarzt der Urologie im Diakonie Klinikum Jung-Stilling, fügte hinzu: „Patienten profitieren von geringem Blutverlust, weniger Schmerzen, kleineren Wunden und Narben sowie einer schnelleren Genesung als nach einer herkömmlichen Operation.“ So können auch krankheitsbedingt vorbelastete und ältere Menschen oft mithilfe des Verfahrens operiert werden.

Wie Strahlentherapien bei Prostata-Krebs greifen, stellte Dr. René Baumann, Chefarzt der Strahlentherapie im St. Marien-Krankenhaus Siegen, vor. Ziel der Behandlung ist es, radioaktive Strahlen im Tumor-Ort zu platzieren und die Zellen so zu schädigen, dass sie absterben. Ärzten ist es dabei wichtig, umliegende Organe wie Blase und Enddarm sowie gesundes Gewebe vor den Strahlen zu schützen. „Dafür ist ein individueller Therapie-Plan nötig, um je nach Patientensituation exakt vorzugehen“, verdeutlichte Baumann. Möglich ist das mittels bildgebender Verfahren wie einer Computertomographie (CT). Mit den Röntgenaufnahmen werden Bilder der Prostata erstellt, wodurch es Ärzten möglich ist zu sehen, wo der Tumor liegt und wie sie die Strahlenbündel positionieren müssen. Die modernste Diagnose-Methode ist das sogenannte PET-CT. „Mit der Technik wird gezielt nach Tumorzellen gesucht – vergleichbar mit einem Spürhund, der für bestimmte Aufgaben ausgebildet ist“, erklärte der Chefarzt. Selbst Metastasen können per PET-CT gefunden werden. Je nachdem, von welcher Tumor-Art ein Patient betroffen ist, kommen dann verschiedene Therapiemöglichkeiten infrage. „Der heutige Standard ist es, die Strahlen aus unterschiedlichen Richtungen zum Tumor dringen zu lassen“, sagte Baumann. An der Stelle, wo die Strahlen dann aufeinandertreffen, ist die Dosis am höchsten – nämlich im Tumor-Ort. Damit wird trotz geringerer Strahlenabgabe die benötigte Menge erreicht, gleichzeitig bleiben umliegende Organe und Gewebeanteile verschont.

Beim Arzt-Patienten-Seminar war der PSA-Wert ein von den Besuchern oft angesprochenes Thema. Darunter zu verstehen ist das prostataspezifische Antigen – ein Eiweiß, das fast ausschließlich von Prostatazellen gebildet wird. Erhöhte PSA-Daten können, müssen jedoch nicht, auf eine Tumor-Erkrankung hindeuten. Denn veränderte Zahlen werden ebenso verursacht, wenn die Prostata beispielsweise entzündet ist. Die Experten gaben den Gästen mit auf den Weg, auf den Verlauf der regelmäßig gemessenen Werte zu achten.

 

 

Quelle:
Diakonie

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