Schnelle Hilfe rettet Leben: 40 Jahre ADAC Luftrettung am Diakonie Klinikum Jung-Stilling

Festveranstaltung zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Station „Christoph 25“ in Siegen

Vertreter von Diakonie Klinikum, ADAC Luftrettung, Stadt und Feuerwehr Siegen, des Kreises Siegen-Wittgenstein und weitere geladene Gäste gratulierten zu 40 Jahren Luftrettung am „Stilling“.

Siegen. 42 000 Menschen in medizinischen Notlagen hat das Team an Bord von Christoph 25 bisher geholfen. Seit 1982 hebt die Besatzung des ADAC Rettungshubschraubers vom Diakonie Klinikum Jung-Stilling aus ab, um Leben zu retten. Bei einer Festveranstaltung im Hangar auf dem „Stilling“-Dach wurden Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Siegener Luftrettungsstation in den Blick genommen – eine 40-jährige Erfolgsgeschichte, waren sich die Vertreter von Diakonie Klinikum, ADAC Luftrettung, Stadt und Feuerwehr Siegen sowie des Kreises Siegen-Wittgenstein als Kernträger der Luftrettung einig. In Vorträgen und Ansprachen gaben die Teilnehmer Einblicke in Erinnerungen, Arbeitsweise und aktuelle Herausforderungen rund um den Einsatz an Bord des gelben Rettungshubschraubers.

„Das Diakonie Klinikum Jung-Stilling ist und war als Notfallkrankenhaus spezialisiert. Die medizinische Expertise des Hauses und engagierte Persönlichkeiten haben die Erfolgsgeschichte der Luftrettung am ‚Stilling‘ bis heute ermöglicht“, betonte Dr. Josef Rosenbauer. Der Geschäftsführer der Diakonie in Südwestfalen ließ 40 Jahre Luftrettung an der Siegener Wichernstraße Revue passieren – vom Bau eines ersten Hubschrauberlandeplatzes im Jahr 1969 über die Entscheidung, die Luftrettung ab 1982 am „Stilling“ zu stationieren bis hin zur Inbetriebnahme des neuen Landedecks samt Hangar auf dem Dach des Klinikums im vergangenen Jahr. Dabei hob er eine Besonderheit der Siegener Crew hervor: „Bemerkenswert ist die Kontinuität der leitenden Personen. Sowohl die Position des leitenden Hubschrauberarztes als auch des Stationsleiters lag in 40 Jahren bei nur drei Personen.“

Bei Fachvorträgen und Ansprachen ließen die Teilnehmer 40 Jahre ADAC Luftrettung am Diakonie Klinikum Jung-Stilling Revue passieren.

Gestern wie heute besteht die Besatzung von „Christoph 25“ aus einem interdisziplinären Team von Notärzten des Diakonie Klinikums Jung-Stilling, Piloten der ADAC Luftrettung und Notfallsanitätern der Siegener Feuerwehr. Wie wichtig die Arbeit der dreiköpfigen Crew für die Bevölkerung ist, betonte Benjamin Heese, Leiter Partnermanagement der ADAC Luftrettung: „42 000 Einsätze in 40 Jahren – die Zahlen zeigen, wie bedeutsam die Luftrettung gerade im ländlichen Raum ist.“ Mit Einblicke in seine eigene Einsatzzeit an Bord des Rettungshubschraubers in den 1980er-Jahren gratulierte Matthias Ebertz, Leiter der Siegener Feuerwehr: „Auch damals war es für die Menschen etwas Besonderes, wenn der Hubschrauber im Einsatz war. Die Sicherheitsstandards waren stets hoch, aber anders war damals die Navigation. Wir sind nach Karte geflogen und den Einsatzort zu finden, war manchmal gar nicht einfach.“

Peter-Thomas Stuberg, Superintendent des Ev. Kirchenkreises Siegen, näherte sich dem Jubiläum als Vertreter der Gremien der Diakonie in Südwestfalen aus theologischem Blickwinkel. „Die Feier steht im Zeichen der Rettung, Gesundung und Heilung. Wenn Christoph 25 über uns hinwegfliegt, dann signalisiert er uns, dass das Leben verletzlich ist.“ Worte des Danks für die gute Zusammenarbeit sprach Landrat Andreas Müller: „Es ist eine Erfolgsgeschichte, zu der viele beigetragen haben – und alles andere als selbstverständlich, dass es im Kreisgebiet eine Luftrettungsstation gibt.“ Dankbar für die langjährige Kooperation zeigte sich auch Angela Jung, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Siegen: „Wir feiern 40 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit. Die neue Luftrettungsstation am ‚Stilling‘ ist ein mehr als deutliches Bekenntnis für den Standort Siegen. “ In einer Videobotschaft gratulierte auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann: „Die Voraussetzungen sind da, dass die Luftrettung auf hohem medizinischem und technischem Niveau in Siegen weitergeht.“

An die Anfänge der ADAC Luftrettung am Diakonie Klinikum Jung-Stilling erinnerte auch Gerald König, 32 Jahre lang Pilot und Stationsleiter in Siegen. Im Winter galt es in den ersten Jahren etwa, Landeplatz und Hubschrauber von Schnee und Eis zu befreien, denn einen Hangar oder gar ein wie heute beheiztes Landedeck gab es zunächst nicht. „1985 wurde dann ein Hangar mit Tankanlage gebaut und 1995 sogar ein Anbau und Aufenthaltsräumen direkt am Landeplatz. Wir haben uns sehr wohlgefühlt. Das war einfach nur gut!“, blickte er zurück. Seit 2021 ist die ADAC Luftrettung in rund 40 Metern Höhe auf dem „Stilling“-Dach untergebracht. Hier steht ein moderner Landeplatz mit Tankanlage, Hangar und Aufenthaltsräumen zur Verfügung. 6,3 Millionen Euro hat die Diakonie in Südwestfalen dafür in die Hand genommen. 1199 Mal ist die Crew 2021 von dort aus zu Einsätzen abgehoben. Einsatzursache Nummer eins waren 2021 bei 38 Prozent der Flüge Verletzungen nach Unfällen. Danach folgten mit 28 Prozent Notfälle des Herzkreislauf-Systems sowie neurologische Notfälle mit 16 Prozent. „Im Vergleich zu anderen Luftrettungsstationen werden wir öfters zu lebensbedrohlich oder mehrfachverletzten Patienten gerufen. Die Altersspanne erstreckt sich vom Säugling bis zum Hochbetagten“, erläuterte Thomas Steitz, leitender Hubschrauberarzt, das Einsatzspektrum der 15 „Stilling“-Notärzte.

Zu Notfällen im gesamten Dreiländereck Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz wird Christoph 25 gerufen. Die Besonderheit des Einsatzes in einer waldreichen Region stellte Pilot und Stationsleiter Markus Scheld in den Fokus: „Es gibt entsprechend viele Waldunfälle, ob bei Abholz-Arbeiten oder beim Freizeitsport. Weil es im Wald steil und eng ist, braucht es viel Manpower für den Transport der Patienten zum Hubschrauber.“ Bei rund einem Drittel der Einsätze wird der Patient direkt mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Als zertifiziertes Überregionales Traumazentrum ist das Diakonie Klinikum-Jung-Stilling auf die Versorgung Schwerstverletzter spezialisiert. Landet Christoph 25 auf dem „Stilling“-Dach, geht es über einen Aufzug direkt in die Zentrale Notaufnahme (ZNA). „Unser Anspruch ist es, dass die Patienten nicht nur überleben, sondern wiederhergestellt werden und ins normale Leben zurückkehren können“, betonte Professor Dr. Steffen Schröter, Chefarzt der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie. Anhand von Fallbeispielen erläuterte er das Zusammenspiel verschiedener Fachabteilungen wie der Gefäßchirurgie, Plastischen Chirurgie und Wiederherstellungschirurgie in der Versorgung Schwerstverletzter. Entscheidend dabei ist der Faktor Zeit: „Wir sprechen von der ‚Golden Hour‘, der goldenen Stunde, die über das Überleben entscheidet. Die schnelle Hilfe aus der Luft rettet Leben.“

Vorträge zur Arbeit der Leitstelle Siegen-Wittgenstein, der technischen Entwicklung von Medizin- und Hubschraubertechnik sowie zum Einsatzspektrum einer Winde am Rettungshubschrauber rundeten die Festveranstaltung ab.

Quelle/Fotos: Diakonie

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