Immer mehr Kinder leiden unter Kopfschmerzen

Patient bei der Ableitung eines EEG
Patient bei der Ableitung eines EEG

„Mama, mir tut der Kopf weh“ und wie ein Krokodil da helfen kann

Mittlerweile ist es leider gar nicht mehr so selten, dass selbst kleine Kinder über Kopfschmerzen klagen. Und dann beunruhigt es die Eltern doch sehr, denn immer noch denken viele Erwachsene, Kopfschmerzen treten erst dann auf, wenn man in die Pubertät kommt oder noch später.

Weit gefehlt. Nach neuesten Untersuchungen haben 29 % aller Kinder manchmal und 10 % sogar häufig Kopf- schmerzen. Die Folgen können weitreichend sein. Schlimmstenfalls drohen die Chronifizierung des Leidens und eine Beeinträchtigung des normalen Tagesablaufs, schulischer Leistungen, sogar der zwischenmenschlichen Beziehungen.

Nachdem Kopfschmerzen bei Kindern lange Zeit nicht ernst genommen wurden und eher als Befindlichkeitsstörung abgetan wurden, hat sich dies in letzter Zeit zum Wohle der Betroffenen geändert.

Heutzutage weiß man mehr über die Entstehung dieser Schmerzen, man kann die vielen unterschiedlichen Formen besser unterscheiden. Dies ist Grundvorrausetzung für eine möglichst effektive Behandlung.

Chefarzt Dr. Martin Pritsch bei der Befundung eines EEG am Bildschirm
Chefarzt Dr. Martin Pritsch bei der Befundung eines EEG am Bildschirm

„In den meisten Fällen kommen bei Kindern und Jugendlichen die Migräne, der Spannungskopfschmerz oder eine Kombination aus beiden Schmerzarten vor,“ so erläutert es Dr. Martin Pritsch, Chefarzt der Abteilung Neuropädiatrie an der DRK-Kinderklinik Siegen. „In unserer Ambulanz sind wir in der Lage, die verschiedensten Arten zu diagnostizieren und in den Gesamtkontext mit den Lebensbedingungen, dem familiären Umfeld, der schulischen Situation und dem Gefühlsumfeld der Kinder und Jugendlichen zu setzen. Neben organischen Ursachen können auch psychische Probleme Auslöser von Kopfschmerzen sein.

Eine ausführliche Anamnese anhand spezieller Fragebögen, die neurologische Untersuchung sowie das Führen eines Kopfschmerztagebuches bieten den Spezialisten der Abteilung Neuropädiatrie an der Siegener Kinderklinik die beste Voraussetzung für eine effektive medikamentöse und/oder nicht-medikamentöse Behandlung.

„Unsere Behandlung besteht aus mehreren Schritten,“ so beschreibt Fachärztin Dr. Kerstin Turian die Vorgehensweise. „Zunächst versuchen wir die individuellen Kopfschmerzauslöser eines Patienten aufzuspüren, um dann im zweiten Schritt Hilfen zur Vermeidung der Selben zu geben.

Dann empfehlen wir eine wirksame, auf die Kopfschmerzform und das Alter des Kindes abgestimmte Akuttherapie die rasch Linderung bringen soll.

Von Beginn an werden die Eltern beraten, um ihr Kind im Umgang mit den Kopfschmerzen sinnvoll zu unterstützen. Parallel zu der Akuttherapie hat sich das Erlernen einer Entspannungstechnik bewährt.  Dies ist durch die Teilnahme an einem an der Klinik durchgeführten altersbezogenen Kurs möglich. Laut Dr. Pritsch macht es dabei Sinn, aufgrund der unterschiedlichen Entwicklungsstufen Kinder von 7 bis 11 bzw. 12 bis 14 Jahren in verschiedene Kurse einzuteilen. Im Kurs werden verschiedenste Verfahren zur Vermeidung (erstes Ziel) und Bewältigung der Kopfschmerzen vermittelt. Und im Rahmen dieser Schulung lernen die Patienten dann auch KOMIKRO, das Krokodil mit Kopfschmerzen, kennen.

Als weitere nichtmedikamentöse Behandlung steht noch die Anwendung der transkutan-elektrischen Nervenstimulation zur Verfügung. Hier werden durch aufgeklebte Elektroden im Bereich der Nackenmuskulatur oder der Kopfhaut Impulse übertragen, die ein körpereigenes Schmerzhemmsystem aktivieren sollen. Auch die Einleitung physiotherapeutischer Maßnahmen kann zu einer Linderung der Kopfschmerzen beitragen.

Wenn die Kopfschmerzen sehr häufig auftreten und es dadurch zu einer ausgeprägten Beeinträchtigung des Wohlbefindens und des sozialen Lebens kommt  ist in seltenen Fällen eine medikamentöse Dauertherapie notwendig.

Manchmal wird aber auch eine psychologische Mitbetreuung bei Verdacht auf psychische oder schulische Belastung notwendig, die an der Klinik dank der interdisziplinären Vernetzung zur Verfügung steht.

„Als „letzte“ Möglichkeit kann eine stationäre Aufnahme zur weiteren diagnostischen Abklärung und/oder Einleitung einer Therapie ein Weg sein,“ so Frau Dr. Turian. Dies macht dann Sinn, wenn ambulante Maßnahmen zu keiner befriedigenden Besserung geführt haben.

Betroffene Kinder und deren Eltern können sich an die Kopfschmerzsprechstunde der Abteilung Neuropädiatrie unter 02 71 / 23 45-329 wenden. Weitere Infos auch unter http://www.drk-kinderklinik.de/home/fuer-eltern/schulungsprogramme/kopfschmerzgruppe .

Neben Kopfschmerzen behandeln wir im Rahmen von speziellen Schulungsprogrammen auch Adipositas, Asthma, Diabetes, Epilepsie, Inkontinenz und Neurodermitis.

Chefarzt Dr. Martin Pritsch
Chefarzt Dr. Martin Pritsch

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Quelle/Foto: DRK-Kinderklinik Siegen

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